3.7 Leitziele und Basiskompetenzen

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Basiskompetenzen sind die Fähigkeiten, die jedes Kind in die Lage bringen, mit seiner Umwelt in Kontakt zu gehen und ein lebenslanges Lernen ermöglichen. Die Stärkung der Basiskompetenzen ist das leitende Ziel unserer pädagogischen Arbeit. Die Basiskompetenzen teilen sich in fünf wesentliche Schwerpunkte auf.

  1. Persönliche Kompetenzen

(Selbstbewusstsein, Selbstwahrnehmung, Selbstständigkeit, Selbstverantwortung)

Durch eine bedingungslose Wertschätzung und Annahme des Kindes als individuelle Persönlichkeit erlangt das Kind das Selbstbewusstsein, dass es ihm ermöglicht seine persönlichen Kompetenzen zu erweitern. Nehmen wir das Kind mit seinen Bedürfnissen von Anfang an ernst und beziehen es aktiv in seine Entwicklungsgeschichte ein, so  erfährt es sich selbst als wertvolle Persönlichkeit und hat eine gestärkte Selbstwahrnehmung, die es in die Lage bringt selbstverantwortlich eigene Bedürfnisse, Gefühle und Grenzen aufzuzeigen. Es wird seine Fähigkeiten erkennen und achtsam mit sich selbst umgehen. Eine gute Erzieher-Kind-Bindung sowie Zeit für das einzelne Kind ist von größter Bedeutung und wird in unserem täglichen Handeln eine große Beachtung geschenkt.

Dies beginnt mit der begleiteten Eingewöhnungszeit des Kindes. Dabei schenken wir dem Kind ein großes Maß an Aufmerksamkeit und Zuwendung. Später wird das Kind erlernen, seine Bedürfnisse in der Gruppe zu äußern und sich, durch die Reaktion anderer, selbst neu entdecken. Die Aufgabe des pädagogischen Personals liegt darin, das Kind zu begleiten, seine Stärken zu erkennen und in Stresssituationen gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Zudem sind die Räume so ausgestattet, dass selbstständiges Handeln ermöglicht wird.

  1. Soziale Kompetenzen

(Kommunikation, Konfliktfähigkeit,  Empathie, Verantwortungsübernahme, Werteorientierung)

Von Beginn an erlebt sich das Kind als Teil einer Gemeinschaft. Im Kindergarten werden die sozialen Kompetenzen des Kindes, außerhalb des häuslichen Umfelds, erweitert.

In der Gruppe muss das Kind seinen Standpunkt vertreten und zu Kompromissen und demokratischen Entscheidungen bereit sein. Dies gilt es zu unterstützen.

Soziale Kompetenzen werden von dem Kontakt untereinander geprägt. Schon Kleinkinder, die noch nicht oder wenig sprechen, kommunizieren bereits mit ihrer Umwelt. Später werden die meisten Kinder die Sprache als Instrument der Kommunikation miteinander einsetzen. Im Kindergarten wird der Kommunikation deshalb ein großer Stellenwert eingeräumt. In Morgenkreisen und Kinderkonferenzen, besonders jedoch auch im Freispiel, kommen die Kinder  miteinander in Kontakt, erlernen Gesprächsregeln und sich in angemessener Form auszudrücken. Konflikte werden in Begleitung des Erziehers verbal gelöst und verschiedene Lösungswege miteinander erarbeitet. Schrittweise erlernt das Kind Konflikte selbstständig verbal zu lösen.

Um Konflikte angemessen lösen zu können, ist das Einfühlungsvermögen in andere von elementarer Wichtigkeit (Empathie). Dies kann allerdings nur gelingen, wenn das Kind über ein positives Selbstbild verfügt (siehe persönliche Kompetenzen). Erkennt das Kind seine eigenen Bedürfnisse und ist ihm bewusst, dass sich diese von den Bedürfnissen der anderen unterscheiden können, so kann das Kind Gefühle und Stimmungen anderer erkennen und ernst nehmen. Kinder bringen ein natürliches Interesse mit, sich in andere Menschen und Rollen hineinzuversetzen.

Schon bald verkleiden sich Kinder und spielen Personen, Geschichten und Alltagssituationen nach. Dabei schlüpfen sie in die Rolle anderer Personen und reden und agieren wie diese. In unserer Kindertagesstätte findet das Kind eine Vielzahl an Möglichkeiten Rollen auszuprobieren, z.B. in Sing- und Kreisspielen, in der Puppenecke oder beim Theaterspielen.

Schließlich erwirbt das Kind die Fähigkeit Verantwortung für sein Handeln und für die Gruppe, sein Umfeld und die Umwelt zu übernehmen. Es übernimmt Tätigkeiten im Gruppenablauf, die es selbstständig durchführt, unterstützt und hilft anderen Kinder. Um manche der Aufgaben lösen zu können, muss das Kind die Fähigkeiten

erwerben, mit andern in Kooperation zu gehen, Reaktionen auf sein Verhalten zu reflektieren und die Interessen der gesamten Gruppe kennen. Dieser Prozess wird aktiv von den pädagogischen Mitarbeitern gestaltet. Durch das Übertragen von Verantwortung, Gesprächsrunden und Begleitung des einzelnen Kindes im Gruppengeschehen wird das Kind schrittweise lernen Verantwortung zu übernehmen.

Jede Gemeinschaft braucht Regeln, Werte und Normen, an denen sich das Zusammenleben ausrichtet. Dabei richtet sich die Werteorientierung des Johanneskindergartens nach der christlichen Werthaltung der Nächstenliebe aus. Das Kind soll sich geliebt fühlen und andere als liebenswürdig erfahren. So kann das Kind wertschätzend und offen anderen Kindern, Kulturen und Lebenswelten entgegentreten.

In der Gruppe werden Regeln gemeinsam erarbeitet. Kinder werden an Entscheidungsprozessen beteiligt und haben die Möglichkeit direkt beim Erzieher oder in Kinderkonferenzen ihr Unbehagen zu Regelungen, die ihren Alltag betreffen, zu äußern. Gleichzeitig erlernt das Kind, sich demokratischen Entscheidungen zu fügen und Regeln und Werte, die für ein gelingendes Zusammenleben nötig sind, einzuhalten.

Durch die Begegnung mit unterschiedlichen Menschen, erweitert sich der soziale Horizont des Kindes. Wir besuchen gemeinsam mit den Kindern Seniorenheime und Werkstätten für Menschen mit Besonderheiten.

  1. Kognitive und Lernmethodische Kompetenzen

(Lernen wie man lernt,  Sachkompetenz, Ausbau persönlicher Fähigkeiten)

Jedes Kind will lernen und hat Lust daran Neues zu entdecken und auszuprobieren. Dazu ist jedes Kind von Geburt an mit einer natürlichen Neugierde ausgestattet. Diese Neugierde und die Lust am Lernen zu erhalten, gilt es zu unterstützen. Dazu muss dem Kind die Möglichkeit gegeben werden, eigenständig Dinge auszuprobieren und in seinem Tempo zu erkunden. Das Kind eignet sich dadurch Strategien an, wie es Wissen erwerben kann. Anstatt dem Kind eine Lösung auf dem Silbertablett zu präsentieren, soll es vielmehr motiviert werden, eigenständig Lösungen zu finden und Phänomenen auf den Grund zu gehen. Dadurch wird der Erzieher ein Bildungsbegleiter und Unterstützer des Kindes, jedoch kein allwissender Lehrer. Kinder fragen und forschen und erwerben so immer mehr Wissen über die Welt um sich herum. Durch Material und eine Umgebung, welche die Grob- und Feinmotorik der Kinder anregt, durch Sprache in Form von Gesprächen, Büchern und Liedern sowie durch Material, das den Erwerb von neuen Erkenntnissen ermöglicht, erweitert das Kind sein Wissen über die Welt (Sachkompetenz) und baut seine persönlichen Fähigkeiten aus. Das Kind wird sein Wissen stetig erweitern, es benötigt deshalb den Rahmen bereits erworbenes Wissen in neuen Situationen anwenden zu können. Erworbenes Wissen wird dem Kind nicht abgesprochen, wir lassen die eigenen Erklärungen der Kinder zu und urteilen sie nicht ab. Eine gute Beobachtung und Zeit für das einzelne Kind, ermöglicht den pädagogischen Mitarbeitern die richtige Umgebung zur Entfaltung dieser Fähigkeiten anzubieten und dem Kind neue Entwicklungsschritte zu ermöglichen. Die Arbeit mit Portfolio (siehe Beobachtung) ist eine wunderbare Möglichkeit Entwicklungserfolge gemeinsam mit dem Kind festzuhalten.

  1. Schutz und Beteiligung von Kindern in der Einrichtung

Sehen wir das Kind, wie unter dem Konzeptionspunkt „Das Bild vom Kind“ beschrieben, von Geburt an als individuelle, kompetente Person an, so wird klar, dass ein Kind das Recht auf Mitbestimmung und aktiver Beteiligung an Entscheidungsprozessen über seinen Alltag in der Einrichtung hat. Diese Partizipation ist ein zentrales Kinderrecht. Aufgabe der Kindertagesstätte ist es, Raum zu schaffen, damit Kinder ihre Rechte wahrnehmen können.

Dies Umfasst die Beteiligung von Kindern an (Alltags-) Entscheidungen aber auch eine aktive Beteiligung im Fall einer Kindeswohlgefährdung.

Einen wichtigen Part übernehmen dabei Eltern, denn Eltern sind wichtige Interessensvertreter ihrer Kinder. Durch eine positive Bildungs- und Erziehungspartnerschaft können Anregungen und Kritik eine Schlüsselrolle zur Weiterentwicklung der gesamten Einrichtung sein. Ein vertrauensvolles, wertschätzendes Miteinander ist dafür unbedingt notwendig.

Durch die Mitbestimmung im Kindergartenalltag nimmt das Kind aktiv seine Rechte wahr, erfährt sein Handeln als wirkungsvoll und erlebt sich selbst als aktiver Gestalter seines Lebens. Dies stärkt die Resilienz* des Kindes.

Durch unser Angebot in der Einrichtung Kritik und Anregungen anzubringen, werden Kinder aber auch Eltern langfristig gestärkt ihre Interessen zu vertreten. Erfahren Familien bereits in der Kindertageseinrichtung, dass ihre Meinung von Bedeutung und ihre Interessen wahrgenommen werden, so werden Kinder und Eltern langfristig gestärkt ihre Interessen zu vertreten und dies auf späteres Lebenssituationen übertragen (z.B. in der Schule).

Ein positives Bindungsverhältnis ist der zentrale Ausgangspunkt, um vertrauensvoll miteinander in Kontakt zu gehen. Die Bindung zwischen der Familie und besonders zum einzelnen Kind bauen wir durch unser begleitetes Eingewöhnungskonzept auf. Aber auch durch unseren Tagesablauf, der Zeiten für Eins-zu-eins-Situationen zwischen dem Kind und der pädagogischen Bezugsperson bietet. Durch Gespräche und Fragen an das einzelne Kind erfährt die pädagogische Bezugsperson, was das Kind beschäftigt, welche Themen für das Kind aktuell sind und mit was das Kind unzufrieden ist. Unsere Portfolio-Arbeit kann dabei ein Instrument sein, Anliegen des Kindes zu verbalisieren, festzuhalten und aufzugreifen.

Damit ein Kind aktiv seinen Alltag gestalten kann, müssen auch die Räumlichkeiten entsprechend ausgestattet sein. So erreichen die Kinder bei uns selbstständig Spielmaterialien und Getränke. Die Schlafmöglichkeiten unserer Jüngsten sind so ausgestattet, dass sie selbstständig zur Gruppe zurückkommen können. Und auch der Gruppenraum verfügt über Bereiche der Aktivität und der Ruhe, sodass es seinen Bedürfnissen nach Ruhe oder Aktivität regulieren kann. Jeden Tag trifft das Kind aufs Neue die Entscheidung, wo und mit wem es spielen möchte. Dabei lernt es seine eigenen Bedürfnisse zu erkennen und eigene Interessen umzusetzen.

Die Kinder sind das Herzstück unserer Einrichtung. Sie sind das Zentrum unseres Arbeitens. Dadurch wird klar, dass sie am Alltag unserer Kindertagesstätte aktiv beteiligt werden. Aus diesem Grund decken sie selbst den Tisch für das gemeinsame Mittagessen, räumen die Spielmaterialien auf und übernehmen Aufgaben des Alltags. Durch das Übertragen von Aufgaben erlebt sich das Kind als kompetenter Gestalter seinen Alltags, erfährt sein Handeln als wirkungsvoll und wird in der Selbstständigkeit und im Selbstvertrauen gestärkt.

In Kinderkonferenzen und Morgenkreisen treffen die Kinder demokratisch Entscheidungen über Angebote, Projekte und die Gestaltung des Alltags. Aufgabe des pädagogischen Personals ist es dabei das Interesse der Gruppe, aber auch des einzelnen Kindes zu erkennen, zu verbalisieren und in Entscheidungsprozessen zu begleiten. So schlagen z.B. die Kinder Themen für die Faschingsfeier vor. Beim gemeinsamen Mittagessen bedient sich jedes Kind selbst. Auch die Jüngsten wissen genau wie viel sie von welchen Speisen essen möchten.

Kinder und Eltern sollen ihre Interessen und Kritik anbringen können. Wir sehen Anregungen und Verbesserungsvorschläge als Möglichkeit der Weiterentwicklung unserer Einrichtung. Deshalb ist es Aufgabe des pädagogischen Personals Raum und Möglichkeiten zu schaffen, diese zu äußern. Im Gruppenalltag geschieht dies im Gespräch mit dem einzelnen Kind und in Kinderkonferenzen. Dabei kann das einzelne Kind seine Unzufriedenheit äußern und Möglichkeiten der Verbesserung vorschlagen.

Eltern können jährlich anonym in der Elternumfrage ihre Anregungen an die Einrichtung weitergeben oder im Elterngespräch sowie Elternabenden direkt nachfragen. Um die Interessen der Familien in den Alltag unserer Einrichtung einfließen zu lassen ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Elternbeirat und pädagogischen Personal von großer Bedeutung.

Unser Ziel ist dabei gemeinsam, in einer guten Erziehungs- und Bildungspartnerschaft, Lösungen und neue Wege zu finden. Der ergänzende Blick von Kindern und Eltern auf den Alltag unserer Einrichtung kann die qualitative Arbeit unserer Kindertageseinrichtung kontinuierlich verbessern.

*Resilienz meint eine psychische Widerstandsfähigkeit von Kindern gegenüber

  biologischen,  psychologischen und psychosozialen Entwicklungsrisiken

  1. Resilienz (= Widerstandsfähigkeit)

Gefestigte persönliche, soziale und kognitive Kompetenzen stärken die Widerstandsfähigkeit (= Resilienz) des Kindes. Das bedeutet, das Kind kann Stress- und Überganssituationen jetzt und in Zukunft kompetent bewältigen. Dazu benötigt das Kind ein positives Grundvertrauen in seine eigene Person und in sein Umfeld (siehe persönliche und soziale Kompetenzen). Das Kind muss sich der Bedeutung seines eigenen Handelns bewusst sein (Selbstwirksamkeitsüberzeugung durch das Übertragen von Verantwortung und aktive Beteiligung des Kindes). Bereits positiv bewältigte Stresssituationen und Übergänge prägen den Umgang mit ähnlichen Situationen in der Zukunft. Übergänge, die von Familien und pädagogischen Personal gemeinsam in einer guten Bildungs- und Erziehungspartnerschaft begleitet werden, kann das Kind leichter bewältigen. Zudem sind die erwachsenen Bezugspersonen ein wichtiges Vorbild für das Kind, Strategien zu entwickeln, unsichere Situationen zu bewältigen. Deshalb ist es wichtig uns selbst zu hinterfragen, wie wir mit neuen, unbekannten Situationen umgehen und uns auf Neues einlassen können.